(Sonntag, 22.02.2015) Anlässlich des 70. Jahrestages der Zerstörung Pforzheims am 23. Februar 1945 hatte der Präsident der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, Bezirksapostel Michael Ehrich, seinen Besuch in Pforzheim geplant.
Zum Gottesdienst in der Kirche Pforzheim-Bayernstraße waren auch die Apostel Hans-Peter Schneider und Martin Schnaufer, die beide aus Pforzheim stammen, sowie Herbert Bansbach (Karlsruhe) gekommen. Ebenso waren Bischof Jörg Vester und zahlreiche Bezirksleiter des Apostelbereichs Karlsruhe eingeladen. Am Vorabend hatte bereits eine Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Pforzheimer Schicksalstags in der Kirche Brötzingen im Grimmigweg stattgefunden.
Der Predigt legte der Bezirksapostel das Bibelwort aus Kolosser 3, 12 zugrunde: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld“
Bezugnehmend auf die furchtbaren Ereignisse vor 70 Jahren ging der Bezirksapostel auf das Motto der diesjährigen Gedenkveranstaltungen ein: Frieden und Erinnerung. Nüchtern betrachtet sei festzustellen, dass wirklicher Frieden nicht vorhanden ist und dass eher von Abwesenheit von Krieg zu sprechen sei. Wirklichen Frieden könne nur Gott schenken. Die Erinnerungen an damals seien für manche auch heute noch belastend. Durch die Erlösung kann mit den Geschehnissen der Vergangenheit abgeschlossen werden.
Sowohl die Opfer als auch die an den Ereignissen Schuldigen können wahren Frieden nur durch die von Jesus angebotene Erlösung finden - die Opfer, damit sie von ihren Anklagen frei werden und die Schuldigen durch Jesu geopfertes Leben.
Opfer und Täter brauchen Erlösung
Der gleiche Geist, der damals Krieg und die Zerstörung der Stadt ausgelöst hatte, wirke auch heute und sorge für Unfrieden zwischen den Menschen. 50 Millionen Menschen seien auch heute weltweit auf der Flucht, weil kein Frieden vorhanden ist. Viele junge Menschen haben keine Chance auf ihr Leben. Unschuldige, insbesondere Kinder, finden den Tod und die Protagonisten erhalten für ihr Handeln Auszeichnungen. Das zeige den Wert von Orden. Opfer und Täter brauchen Erlösung.
„So zieht nun an“ – das bedeute, die eigene Verhaltensweise zu ändern z.B. um für den Frieden im eigenen Umfeld zu sorgen – das ist nicht einfach und bedarf mancher Anstrengung. Das sei ein langwieriger Prozess. Wo herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld offenbar sind, dort kann sich Frieden ausbreiten.
Apostel Schneider (Apostelbereich Heilbronn), der bis zu seinem 13. Lebensjahr in Pforzheim aufwuchs und Apostel Schnaufer (Apostelbereich Freiburg, wohnhaft in Keltern-Dietlingen) wurden um Predigtbeiträge gebeten.
Nach der Feier des Heiligen Abendmahls wurde dieses Sakrament auch für die Entschlafenen gereicht, wozu stellvertretend Bischof Vester aus Pforzheim und Hirte Thorsten Denninger, Gemeindevorsteher der Kirche Bayernstraße an den Altar gerufen wurden. Es wurde dabei auch an die 124 Mitglieder der Neuapostolischen Kirche gedacht, die beim Bombenangriff ums Leben kamen.
Ruhesetzungen und Ordinationen
Im weiteren Verlauf des Gottesdienstes wurden aus der Gemeinde Pforzheim-Bayernstraße Priester Lothar Baumgärtner und Diakon Walter Schüpf in den Ruhestand versetzt.
Im Anschluss daran fand noch die Ordination von 3 Priestern und 4 Diakonen für verschiedene Gemeinden des Bezirks Pforzheim statt.
Der Gottesdienst wurde musikalisch vom Gemischten Chor der eingeladenen Gemeinden, dem Gemeindeorchester und dem Posaunenchor umrahmt. Eingeladen zum Gottesdienst waren auch die Gemeinden Buckenberg, Eisingen, Eutingen, Ispringen, Neulingen, Birkenfeld und Gräfenhausen. Bildübertragungen fanden nach Pforzheim-Brötzingen, Mühlacker und Niefern statt. Etwa 800 Gottesdienstteilnehmer waren in der Kirche Bayernstraße versammelt und weitere 730 in den Übertragungskirchen.