Weit über 200 Zuhörer lauschen den „Bitten“ des Konzertchores Nordbaden – Chor und Orchester zeigen Bandbreite ihres Könnens.
Die Organisatoren hatten wohl nicht ganz so viel Zuspruch vermutet – so mussten kurz vor dem Beginn des Konzertes am 11. November 2018 noch Stühle herbeigeholt werden, damit die knapp 240 Zuhörer - allesamt sitzend - den Klängen des Konzertchores Nordbaden lauschen konnten. Wieder einmal verwandelten Sänger, Orchester und Solistin die Neuapostolische Kirche Mühlacker für rund 80 Minuten in einen Konzertsaal - zur großen Freude aller Liebhaber anspruchsvoller Chormusik.
Das aktuelle Programm „Hör mein Bitten“, welches sie dieses Mal mitgebracht hatten, beschäftigte sich musikalisch mit dem Gebet resp. den Wünschen des Gläubigen an Gott. Ein zeitloses Thema, wie die Auswahl der Komponisten im Programmheft zeigten: Felix Mendelssohn Bartholdy machte diese Bitten ebenso zum Kern einiger Kompositionen wie heute der lettische Komponist Peteris Vasks.
Klar und akzentuiert erklang die Choralkantate „Wie der Hirsch schreit“, in der Solistin Carlotta Lipski Arie und Rezitativ eindringlich intonierte. Am Klavier mit viel Einfühlungsvermögen: Julian Mack.
Bernd-Jürgen Kulick dirigierte nicht nur „seinen“ Konzertchor und Orchester, sondern erläuterte die Stücke mit fundierten Hintergrundinformationen und führte so durch Inhalte und Musik der ausgewählten Werke.
Eine besondere Stimmung entstand im Raum, als Kulick das Stück „Verleih uns Frieden“ den Opfern des 1. Weltkriegs widmete – denn genau 100 Jahr zuvor, am 11.11.1918, beendete das Waffenstillstandsabkommen den Krieg. Begleitet von Dr. Volker Mayer an der Orgel und wie von Mendelssohn ursprünglich gesetzt mit zwei Celli als Hauptakteuren im Orchester schuf der Chor mit dieser Bitte um Frieden ein Klangbild, welches viele Zuhörer mit geschlossenen Augen genossen. Es war unverkennbar, dass die Choralkantate zu den Lieblingsliedern des Chores zählt.
Weitere Höhepunkte des Konzerts waren u.a. das Kyrie von Rheinberger, ein dreistimmig gesetzter Frauenchor, der mit seinen schwebenden Klängen faszinierte, und das Pater noster (Vater unser) von Vaskas. Hier konnte der Chor zeigen, dass er nicht nur in leisen Partien seine Stärken hat, sondern sehr wohl in der Lage ist, dramatische Passagen entsprechend umzusetzen, um danach gleichsam übergangslos in andere Klangnuancen zu wechseln. Eine kleine Bewegung des Dirigenten mit dem Finger reichte aus, um den Sopran in ein Pianissimo zurück zu dimmen. An solchen Stellen merkte man deutlich, dass Chor und Dirigent seit mehr als 17 Jahren zusammenarbeiten – und sie alle ihren Glauben über das Liedgut mitteilen möchten.
Nach einem begeisterten, langanhaltenden Applaus und einem herzlichen Dank durch den Leiter des Kirchenbezirks, Michael Hagel, teilte sich der Chor in drei kleinere Chöre auf. Die Zugabe – quasi als Abendgebet – „Bleibe bei uns, o Herr, wenn es Abend wird“ (Lorenz Maierhofer), das gemeinsam mit der Solistin vorgetragen wurde, war ein beeindruckender Abschluss dieses gelungenen Konzertabends.